Carmen Oberst - Selbstbildnisse /Analoge SW Photographie

 

 

2. Teil - Textauszug von ULLA LOHMANN, Hamburg, 2014

 

Authentizität und Unverwechselbarkeit ziehen sich durch ihr kreatives Schaffen, gespeist von dem unaufhörlichen Antrieb Zusammenhänge zu ergründen, bewusst zu machen und damit zu erkennen und zu verstehen. Ihr photographisches Werk ist ein kontinuierliches Wechselspiel von Konstruktion und Dekonstruktion. Zusammenfügen, trennen, entwickeln, verwischen, ausschneiden, übermalen, hervorheben, bleichen, collagieren und so fort ... . Auch wenn eine Arbeit fertig scheint, ist sie nicht davor geschützt, Eingang in ein neues, weiteres Projekt zu finden. Unablässig erzählt die Künstlerin so ihre poetischen, dramatischen und surreal anmutenden Bildergeschichten vom Werden und Vergehen.

 

In diesen Begebenheiten begegnen sich oft gleichzeitig - wie sollte es auch anders sein - konträre Affekte. Es wechselt tiefe Ernsthaftigkeit mit Leidenschaft, Lebensfreude und augenzwinkerndem Humor bis hin zur Komik.

Aber noch einmal zurück zu den Anfängen. Zunächst ausgebildet als Grafikdesignerin, hat Carmen Oberst sich bald der Photographie zugewendet. Vergeblich sucht man bei ihr allerdings die klassischen Varianten dieses Genres. Zwar ist ein Foto, das einen Augenblick eines zeitlichen Ablaufs fixiert und eine Form äußeren Gedächtnisses darstellt als Unikat für die Künstlerin von besonderer Bedeutung. Aber ebenso wie wir in unserem Kopf aus der Vielzahl von Augenblicken und deren gespeicherten Bruchstücken, Überlagerungen und Überblendungen sich verändernde Erinnerungen erzeugen, so sind auch ihre Bilder bereits in der Entstehung Material für die Fortentwicklung der Wahrnehmung und des Weiterdenkens.

 

Ihr ebenso komplexes wie ganzheitliches Denken öffnet produktive Bereiche für Kooperationen über die eigene Profession hinweg und das eigene Atelier hinaus. Die Ausführung experimenteller, multimedialer, grenzüberschreitender Projekte, Installationen, Performances, Ausstellungen und Workshops sind für Carmen Oberst deshalb essentieller Bestandteil der Arbeit. Sie ist eben nicht nur Photokünstlerin, sondern auch Dozentin, Autorin und Kuratorin.

 

Ohne Ideologie, offen und unbefangen geht sie auf die Menschen zu und stellt sich mit ihrer Kunst den Fragen der Zeit. Gleich welcher Profession, ob Maler, Musiker, Schriftsteller, ob überhaupt Künstler oder ob interessierter Laie, jeder ist ihr willkommen. Von großer Bedeutung ist für Carmen Oberst deshalb die Zusammenarbeit mit Künstlerhäusern, Museen und anderen kulturellen Orten. Hier findet sie geeignete Räume, ein offenes Publikum und wichtige Partner für die Entfaltung ihrer Ideen.

 

 

3. Teil / Fortsetzung folgt

Carmen Oberst - PHOTOKUNST SOMMERAKADEMIE HAMBURG / IFUPA

Carmen Oberst - So haben wir unsere Mütter in guter Erinnerung und mit Dreißig sind wir sie selbst -  

1984  "et in arcadia ego“, „Ich oder doch nicht“, Fotoarbeiten, Glasgang Kunsthaus Hamburg

 

 

 

1981 "Fotografen in Hamburg – FOTOGRAFIE, Heft 16/81 Kunstzeitschrift, Göttingen

Kurator Dr. Enno Kaufhold

1990 Carmen Oberst, Selbstbildnisse „Krone des Alltags – der Hut“,

Photonews, Zeitschrift für Photographie, Text: Anna Gripp, Nr. 11/1990

1987 Publikation „KÀIROS - der günstige Augenblick“ -

mit eigenen Texten und Portrait-Inszenierungen, Blauflug-Verlag Hamburg 

2019 „Garderobe – Standpunkt durch alle Schichten“, Art Lexikon 17,

Texte: Ulla Lohmann, Klaus Schlabbach, Jochen Schramm, Andreas  Seim, Katrin Stender u.a.