Carmen Oberst - IFUPA / Kurse / Lehraufträge

 

 

 

Auszug aus dem Katalog CARMEN OBERST - Strasse der Meteroiten

 

 

3. Teil – Textauszug ULLA LOHMANN, Hamburg , 2014

 

Mit scheinbar grenzenloser Energie betreibt sie das eigene Atelier als Kreativlabor für sich und andere.

Die fast monatlich bespielte Ausstellungs- und Aktionsfläche PHOTO.KUNST.RAUM. ist sowohl Zentrum als auch Ausgangspunkt Ihrer Ideen und Initiativen.

 

Von hier starteten die nunmehr 19 Treffen der PHOTOKUNST SOMMERAKADEMIE HAMBURG, die sich inzwischen auch andere Orte erschlossen hat und die lange Reihe der Ausstellungen bei kooperierenden Institutionen.

Das Emslandmuseum Schloss Clemenswerth, das Schloss Bruchsal in Baden-Württemberg, das Schloss Wernigerode im Harz sowie das Verkehrsmuseum Dresden sind neben der Sternwarte Hamburg, dem Schloss Bergedorf oder dem Marstall in Ahrensburg nur einige wenige dieser Stationen.

 

Der PHOTO.KUNST.RAUM. ist auch die Geburtsstätte der seit 1996 jährlich initiierten IFUPA (Internationale-Foto-Unikat-Postkarten-Aktion). Zu einem von Carmen Oberst vorgeschlagenen Grundthema produzieren die Teilnehmer übers Jahr etwa 4000 Postkarten-Unikate und versenden sie untereinander. Höhepunkt der Aktion ist die gemeinsame Sortier-Performance und eine daraus resultierende Ausstellung. Das Thema und die Werk-Beiträge finden aber seit geraumer Zeit auch Eingang in Buchproduktionen und in weitere Ausstellungen.

 

„Im Jahr 2002 hat die IFUPA eine entscheidende Wende genommen. Sie ist Basis und Anlass zur Entstehung der Publikationsreihe „Carmen Oberst Edition Art Lexikon“ geworden. Neben den zahlreichen Ausstellungen, die vielerorts in Museen und Kulturzentren Anerkennung gefunden haben, hinterlassen die Publikationen, geprägt durch die jeweils individuelle Sicht jedes Beteiligten, eine kontinuierliche, subjektive Geschichtsschreibung“,

so die Künstlerin. Veröffentlicht wurden bisher: „Die Scheibe“, „Kunstgeld“, „Musik“, „Vegetation“, „Fremde Heimat“, „Animals“, „Kleidung“, „Mahlzeit“, „Retrospektive“, „Kosmos“, "Fahrzeuge", "Bauwerke", „Der Mensch“, „Papier“, „Elemente“, „Garderobe“.

 

 

3. Teil / Fortsetzung folgt

Carmen Oberst - Werkgruppe Photochemische Malerei

 

 

2011 KOSMOS - PHOTO.KUNST.RAUM. Hamburg, Fotografie Gerhard Pelzer

2014 "Bauwerke - photographic postcards", PHOTO.KUNST.RAUM. Hamburg

weitere Ausstellungen im Rahmen des gleichnamigen Themas:

„Bauwerke“ - „Rasen(de) Bauwerke“ Stadtmuseum Wedel

„Ephemere Bauwerke“, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Schloss Bruchsal (K)

 

 

 

IFUPA – Fragen an Carmen Oberst

 

Sonja Schierbaum [S.S.]: Wie würdest Du die Anfänge der IFUPA (Internationale Foto Unikat Postkarten Aktion) beschreiben?

 

Carmen Oberst [C.O.]: Auf der Suche nach einem freigeistig, kreativen Wirkungsumfeld kam ich im Jahr 1980 nach Hamburg. Meinem Wunsch mich bildnerisch betätigen zu wollen und Austausch mit anderen künstlerisch interessierten Menschen erleben zu können kam ich näher, als ich mit Freunden eine ehemalige Fabrik in Hamburg Ottensen ausgebaut habe. Das zog zeitgeistbedingt auch andere Künstler an. Viele kulturpolitische Aktivitäten fanden statt und ich wurde in Ausstellungsprojekte integriert. Im Verlauf meiner Beobachtungen auf dem Gebiet der vielfältigen Möglichkeiten und Umgangformen in der bildenden Kunst begegneten mir häufig elitäre Umgangsformen oder exzentrische Selbstdarstellungen. Das hat mir nicht gefallen. Glücklicherweise hat sich meine Berufung zum Beruf entwickeln können, in dem ich meine Existenz durch freiberufliche Tätigkeiten wie Kursleitungen, Lehraufträge und  Ausstellungsbeteilungen bewerkstelligen konnte. Im Jahr 1995 habe ich erstmals die IFUPA – Internationale-Foto-Unikat-Postkarten-Aktion ins Leben gerufen. Es war mir ein persönliches Bedürfnis eine Basis zu schaffen um die Kontakte mit Menschen zu halten, die ich ihm Rahmen meiner Aktivitäten kennengelernt hatte und die meist in anderen Städten wohnten. Die Ausstellung der ersten IFUPA fand 1996 in meinem Atelier statt. Damals kam ein Fernsehteam vom NDR und drehte für das Hamburg Journal einen Beitrag. Meine große Freude im Umgang mit Menschen im Kontext thematischer Projekte, meinem Ideenreichtum und die straff organisierte kontinuierliche Vorgehensweise ist es wohl zu verdanken, dass die IFUPA weit über den ursprünglichen Anspruch einer Unikat-Postkarten- Aktion hinausgewachsen ist.

 

S.S.: Wieviele Teilnehmer zählte die allerste IFUPA?

 

C.O.: Es waren 40 Teilnehmer, weitgehend aus dem deutschsprachigen Raum, einige aus Wien, einige aus Süddeutschland und Hamburg.

 

S.S.: Wer waren die Teilnehmer dieser ersten IFUPA?

 

C.O.: Die ersten Teilnehmer waren zumeist interessierte Laien, Kursteilnehmer, anfangs waren es Interessierte an künstlerischer Fotografie und Menschen die meine spielerisch, anregende Umgangsform zu schätzen wussten.

 

S.S.: Wieviele Karten wurden bei der allerersten IFUPA verschickt? 

 

C.O.: ca. 800 Karten.

 

S.S.: Wie kann man die Arbeiten der ersten Jahrgänge der IFUPA charakterisieren? 

 

C.O.: Die Ergebnisse der ersten Jahre waren frei von thematischen Vorgaben. Im Vordergrund stand das Unikat, vornehmlich mit fotografischen Mitteln. Damals entstand vermehrt das Bedürfnis der Berufsfotografen ein Augenmerk auf die Möglichkeiten der künstlerisch, experimentellen Fotografie zu lenken. Aus heutiger Sicht kann man hier die Vorboten der zu Ende gehenden analogen Fotografie erkennen.

 

S.S.: Wie gestaltete sich der Ablauf der allerersten Sortierperformance?

 

C.O.: Anfangs habe ich die Karten selbst sortiert, dem Bildautor zu geordnet und die Bilderrahmen mit einer Auswahl der schönsten Karten gestaltet. Irgendwann teilte ich den Teilnehmern mit, dass ich eine Sortierperformance plane und fragte, ob Interesse am Mitwirken besteht. An diesem Tag kamen fast alle Teilnehmer und waren mit Freude dabei die verschickten Karten zu sortieren, fremde Kartentexte zu lesen und ein Miteinander zu erleben. Fortan fand an jedem letzten Sonntag im Januar die Sortierperformance statt. In den letzten 5 Jahren hat es sich eingebürgert, dass die Sortierperformance als Möglichkeit der Inszenierung des Augenblicks genutzt wird. Teilnehmer machen Stop-Motion-Filme und vielfältige Fotografien entstehen. Inzwischen sind die Teilnehmer weitgehend professionelle Fotografen, Künstler aus unterschiedlichen Sparten, auch Texter, Musiker und Filmemacher.

 

S.S.: Wodurch wurden die Veränderung im Konzept der IFUPA verursacht?

 

C.O.: Im Jahr 1999 konnte ich erstmals eine Ausstellung im Museum für Kommunikation Hamburg durchführen. Hier habe ich den ersten Katalog zum Thema PHOTOGRPAHIC POSTCARDS veröffentlicht. Es entstand noch ein 2. Katalog mit dem Thema POSTKARTEN. Hier hat der Journalist und Kunstmittler Hajo Schiff den Text geschrieben. Danach war das Thema und Phänomen der Postkarte weitgehend beschrieben. Da ich mich stets auf Basis meiner Projekte und den damit gemachten Erfahrungen selbst weiterentwickeln möchte, habe ich 2002 die IFUPA unter das kollektive Thema DIE SCHEIBE gestellt. Anfangs waren die Teilnehmer darüber nicht erfreut und fühlten sich bevormundet. Schließlich hatten bei dieser IFUPA 112 Menschen teilgenommen. Aufgrund der gestiegenen Teilnehmerzahl und die gewachsenen Ansprüche und Qualitäten war es klar, dass ich die Ausstellungen an anderen Orten realisieren wollte. So nahm ich Kontakt mit Museen auf. Das jeweilige Jahresthema gab dann die Richtung vor, welches Museum geeignet sein könnte. So entstand eine Ausstellung im Rahmen des Themas ANIMALS im Zoologischen Museum Hamburg oder innerhalb des Themas KLEIDUNG im Tuch und Technik Museum in Neumünster, zum Thema FAHRZEUGE im Verkehrsmuseum Dresden usw. Bisher habe ich mit sehr viel Aufwand, sehr viel Engagement meinerseits, aber auch vielfältiger Hilfestellungen aller Mitwirkenden die Produktion der Katalogreihe „Carmen Oberst Art Lexikon 1 - 12“ verwirklichen können. Für die Museen war diese Kooperation weitgehend deshalb so begehrlich, da die Logistik, Gesamtorganisation und die Kostenübernahme des Gesamtprojekts von mir getragen wurde. Bislang habe ich keinerlei Förderung erhalten. Auch wollte ich den Katalog frei halten von Anzeigen.

 

S.S.: Wie war die Reaktion der IFUPA-Teilnehmer auf diese Veränderung?

 

C.O.: Inzwischen haben sowohl die langjährigen Teilnehmer die Qualität der vorgegebenen Themen erkannt. Denn die Themen sind allgemein und frei deutbar, sie bieten Dreh – und Angelpunkt und geben ein Ziel. Darüber hinaus verbindet das Thema die Menschen geschmeidig miteinander. Die Gespräche untereinander geben Anregungen, lassen Teams entstehen und die Ergebnisse münden schließlich in Ausstellungen und in der Publikation.

 

S.S.: Wenn Du auf 20 Jahre IFUPA zurückblickst, worin siehst Du den größten Unterschied zwischen den IFUPA-Teilnehmern der ersten Jahre und den Teilnehmern von heute?

 

C.O.: Das Ansinnen der Teilnehmer lag anfangs mehr im Bereich der Freizeitgestaltung. Inzwischen gehören weitgehend professionelle Fotografen, Autoren, Filmer, Bildermacher aus verschiedenen Bereichen zu den Teilnehmern. Aus diesem Potential stelle ich im Rahmen der Ausstellungen und Veranstaltungen PHOTO.KUNST.RAUM. Teams zusammen. Wir haben als Team drei Mal bei der Parkart auf Schloss Clemenswerth und bei den Photo+Book Tagen im Haus der Photographie (Deichtorhalle) 2011 teilgenommen.

 

S.S.: Welche Entwicklung der IFUPA würdest Du Dir in den nächsten (zwanzig!) Jahren für die IFUPA wünschen?    

 

C.O.: Ich wünsche mir, dass noch viele spannende Themen behandelt werden können und ich weiterhin so viele wunderbare Menschen kennenlernen kann. Mein Traum wäre es eine PHOTO.KUNST.RAUM. Stiftung ins Leben zu rufen.

 

S.S.: .. und wie lautet Deine Prognose? 

 

C.O.: Ich vertraue auf die Fügung und tue was ich kann.

 

Hamburg 12. März 2015         sonjaoh@hotmail.com                 w