Gedanken zur Ausstellung “Réorganisation”

Am ersten Tag der Vorbereitungen erklärte mir Helena Rennkamp, dass es bei dieser Ausstellung um den Moment geht, in welchem man realisiert, dass die Ordnung des Alltags eigentlich gar nicht existiert. 

Wir betrachten die Dinge um uns herum als selbstverständlich: Unsere Familie, unser Zuhause, unsere Arbeit. Wir stecken unser gesamtes Leben ab, unterteilen es in Abschnitte, die es passend auszufüllen gilt, bevor wir überhaupt dort angekommen sind. 

Bis man eines Tages einen Riss in der Tapete entdeckt, dahinter schaut, und eine ganz andere Tapete findet. Und hinter dieser noch eine. Und noch eine. Und noch eine.

Jede dieser Schichten erzählt eine Geschichte, wobei eine älter als die andere ist. Familienmitglieder, die durch Zufall zueinander fanden, Häuser, die gebaut, zerstört, und wiederaufgebaut wurden, und unser ganzer Werdegang, der auf ein paar hoffnungsvoll abgesendeten Anschreiben beruht. 

Diese Menschen hätten sich um einen Augenblick verpassen, das Haus auch einfach wieder neu bauen, die Anschreiben ablehnen können. Aber es hört nicht auf, allein die Entstehung von Menschheit, Erde und Universum sind am Ende von allem nichts mehr als reiner Zufall. 

Und doch sitzen wir hier und warten auf die nächste Bahn in zwei Minuten.

Wirklich wissen können wir nichts, und schon gar nicht planen. 

Nichts ist garantiert, nichts ist unendlich, wobei nichts jemals aufhört zu existieren. 

Die Physik sagt: Energie kann nicht zerstört werden, nur umgewandelt. 

Und ich glaube, die Kunst sagt das auch.

Lena Ochmann, Hamburg 2021